Im 19. Jahrhundert entstand die Marke „Grand Hotel“ – Synonym für Hoteldienstleistungen auf einem nie dagewesenen, luxuriösen Niveau. Hotels dieser Klasse entstanden in den attraktivsten Stadtvierteln, oft in Palastgebäuden, mit kunstvollen Innenräumen, aber auch mit modernster Technik ausgestattet. Auf diese Weise konnten sie den raffiniertesten Geschmack der anspruchsvollsten Kundschaft befriedigen. Auch die Geschichte des Krakauer Grand Hotels beginnt im 19. Jahrhundert, obwohl die Geschichte des Bürgerhauses selbst bzw. des Komplexes von Bürgerhäudern, aus dem das heutige Gebäude besteht, bis ins Mittelalter zurückreicht. So finden wir im ältesten, unterirdischen Teil des Gebäudes mittelalterliche Kreuzrippengewölbe und in vielen Zimmern und Appartements architektonische Überreste alter Epochen, unter anderem: Renaissance, geschnitzte Säulen, Holzdecken aus dem 16. Jahrhundert mit bunten Polychromien, historischen Supraporten oder historischen Ornamenten und Maserungen, die die Wände der repräsentativsten Räume schmücken.

Zur damaligen Zeit war der berühmte Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz häufiger Gast im Hotel-Café, für den, wie sich Adam Grzymała-Siedlecki erinnert: „Krakau nicht ganz Krakau wäre, wenn er nicht um 10 Uhr in diesem Raum zu einer Tasse Kaffee mit Sahne erschienen wäre“. Im Restaurant des Grand Hotel fanden zwei rauschende Feste unter Beteiligung dieses großen Schriftstellers statt. Das erste war eine Hochzeitsfeier, die am 11.11.1893 nach der Hochzeit mit Maria Wołodkowiczówna stattfand, und die zweite – eine Jubiläumsfeier, die seine Freunde aus der Akademie der Talente für den Nobelpreisträger am 21.06.1899 veranstalteten. Wenig später – 1914, übernachtete hier, während seines Aufenthalts in Polen, ein weiterer großer Schriftsteller und Nobelpreisträger mit polnischen Wurzeln – Joseph Conrad mit seiner Familie, die sowohl die lokale Atmosphäre als auch die Küche schätzte.
In den zwanziger und dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts begann das Grand Hotel, den elegantesten Ort der Zwischenkriegszeit in Krakau zu betreiben, der die bedeutendsten Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Kunst an einem Ort zusammenbrachte. An einer der Wände des Restaurants hing eine riesige Leinwand, auf der berühmte Maler, Dichter, Publizisten und Künstler ihre Gedanken zum Ausdruck brachten. Es gab Hunderte von verschiedenen Sätzen, Skizzen und Gedichten von den bedeutendsten Vertretern der Strömung des Jungen Polen, wie etwa – Lucjan Rydel, Stanisław Wyspiański, Kazimierz-Przerwa Tetmajer, Tadeusz Boy-Żeleński oder Ludwig Solski- alle Liebhaber des Grand Hotel Cafés, die jeden Tag viele Stunden darin verbrachten.

Die zwanziger und dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Zeit der größten Herrlichkeit des Hotels. Die Zeit der gesellschaftlichen Treffen an einem Cafétisch, die Zeit der Empfänge, Bankette und prächtigen Bälle unter Beteiligung der Elite der Zweiten Polnischen Republik. 1936 nahm das Grand Hotel seinen Platz in der polnischen Literatur ein, eher „fuhr es auf hundert Pferden in diese hinein“ (laut der Rezension von Zygmunt Nowakowski) – dank des Buches seines ehemaligen Kellners Tadeusz Kurtyka – „Zwei Welten im Hotel Pazifik“, das eine Dokumentation des Lebens des berühmtesten Cafés und Restaurants in Krakau ist. In den Nachkriegsjahren beginnt eine schwierige Zeit in der Geschichte dieses historischen Ortes, die von Stagnation und fortschreitender Verwüstung geprägt ist. Der Anfang der 90er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erweist sich jedoch erneut als glücklich für das heruntergekommene Grand Hotel. Der neue Mieter – die Gesellschaft Wawel-Imos International S.A. – führt eine Generalsanierung des Gebäudes durch, stellt die beschädigten Fragmente von Architektur und Ausstattung sorgfältig wieder her und bringt die Pracht und Schönheit des ehemaligen Palastes der Fürsten Czartoryski wieder und modernisiert gleichzeitig seine Hotelfunktionen.

Der elitäre Charakter dieses legendären Krakauer Hotels, seine reiche Geschichte und seine Lage im Herzen der Altstadt werden noch heute von gekrönten Staatsoberhäuptern, Regierungschefs, weltberühmten Künstlern, Schriftstellern und herausragenden Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft und Aristokratie geschätzt. Die lange Liste berühmter Gäste des Grand Hotels wird von der Premierministerin von Großbritannien – Margaret Thatcher, Prinz Philip – Ehemann von Königin Elizabeth II, der schwedischen Prinzessin – Brigitt von Hohenzollern, dem amerikanischen Außenminister – Colin Powell und dem deutschen Kanzler – Gerhard Schröder – eröffnet. Das Grand Hotel wurde ein Organisationszentrum für den Aufenthalt des japanischen Kaiserpaares – Kaiser Akihito und seiner Frau, Kaiserin Michiko eingerichtet. Aus den Regierungskreisn Polens hielten sich hier auf: Friedensnobelpreisträger – Präsident Lech Wałęsa, Präsident Aleksander Kwaśniewski, Premierminister: Marek Belka, Włodzimierz Cimoszewicz, Jerzy Buzek, Exilpräsident – Ryszard Kaczorowski, legendärer Kriegskurier und Direktor von Radio Wolna Europa – Jan Nowak-Jeziorański oder der Außenminister – Władysław Bartoszewski.
Neben Vertretern der Politik waren und sind zahlreiche Gäste des Grand Hotels seit jeher Künstler und Schriftsteller. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man im Krakauer Grand den verstorbenen Czesław Miłosz, Sławomir Mrożek oder Wiliam Wharton treffen.
Von Anfang an war das Grand Hotel eng mit der Kunstwelt verbunden und als metaphysisches Zuhause von Joseph Conrad in Polen wurde es 2009 Partner des Internationalen Joseph Conrad Literaturfestival, und so jährlich Gastgeber berühmter Nobelpreisträger und großer Schriftsteller unserer Zeit. Auch die zehnte Muse fand Gefallen an der einzigartigen Atmosphäre des Grand Hotels. Viele Male haben Regisseure hier gewohnt, darunter: Roman Polański, Agnieszka Holland, Juliusz Machulski, und auch berühmte Schauspieler wie etwa; Holly Hunter, Kenneth Branagh oder Adrien Brody. Es gab auch berühmte Musiker: der Gründer der Band Deep Purple – Richie Blackmoor, der Gitarrist von Queen – Brian May und viele andere.
Auch die Tradition intellektueller Diskussionen lebte wieder auf, die im Hotelcafé täglich von einer Gruppe herausragender Krakauer Professoren geführt wird (Klub Kopciuszek – dt. Aschenputtel-Klub), an dem bereits legendären, als „Professorentisch“ bezeichneten Tisch.